Angesichts der stetig wachsenden Diversität der Lernenden, stehen zukünftige Lehrkräfte vor der Herausforderung sowie der Chance inklusiv zu unterrichten. In diesem Sommersemester bot das Team der Fachdidaktik des Englischen daher am Freitag, dem 28.06.2019 und Samstag, dem 29.06.2019 in Kooperation mit Lehrkräften, Sonderpädagogen*innen und Studierenden einen zweitägigen Workshop rund um die Themen „Inklusion und Diversität“ für Masterstudierende des Englischen Seminars an.
Zur Einstimmung wurde erhoben, welche Gedanken und Konzepte die ca. 35-40 beteiligten Studierenden mit den Begriffen der Diversität und Inklusion verbinden. Daraus ergab sich ein vielfältiges Bild lebensweltlicher Vorstellungen der Studierenden. So wurde Inklusion im Allgemeinen sowohl als Herausforderung aber auch als Chance gesehen. Zur methodischen und didaktischen Umsetzung fielen häufig die Begriffe der Differenzierung und Individualisierung, aber auch des gemeinschaftlichen Unterrichtens in multi-professionellen Teams. Diesen Aspekt und der Zugang zum inklusiven Unterrichten mittels UDL (Universal Design for Learning) nahm auch Prof. Dr. Rolf Werning in seine theoretische Einführung mit dem Titel „Gelingensbedingungen einer inklusiven Schul- und Unterrichtsentwicklung“ auf. Diese sonderpädagogische Perspektive wurde anschließend durch den Vortrag von Prof. Dr. Gabriele Blell mit dem Titel „Vielfalt als Chance: Gelingensfaktoren eines inklusiven Fremdsprachenunterrichts“ um einen fremdsprachendidaktischen Fokus ergänzt. Beide Vorträge betonten sowohl einen weiten Inklusionsbegriff als auch die Intersektionalität der unterschiedlichen Differenzlinien.
Bevor sich die Studierenden im Rahmen einer Stationenarbeit den vielfältigen Differenzlinien - von Mehrsprachigkeit und Lernstilen, bis hin zu multiplen Förderschwerpunkten – widmeten, erfuhren und erlebten sie mithilfe einer Sensibilisierungsphase selbst, welche Rolle Mehrsprachigkeit für die Schülerinnen und Schüler spielen kann und was es bedeutet Dyslexie oder eine Autismus-Spektrums-Störung aufzuweisen. Zudem ermöglichte ein Selbsttest, den eigenen präferierten Lernstil zu erforschen.
Während der anschließenden Stationenarbeit zu den Themen Textarbeit und Mehrsprachigkeit, Grammatikunterricht und Lernstile, Wortschatzarbeit und Förderbedarf sowie Grammatikunterricht und Förderbedarf, erarbeiteten sich die Studierenden in Kleingruppen zunächst die theoretischen Hintergrundinformationen. Am folgenden Tag wurden dann, unterstützt durch die umfangreiche Expertise von praktizierenden Lehrkräften, Didaktikdozierenden und Sonderpädagogen*innen, eigene didaktisch-methodische Überlegungen zur differenzierten Unterrichtsgestaltung im Fach Englisch mit Schwerpunktsetzung auf die genannten Differenzkategorien von den Studierenden erarbeitet.
Acht ganz unterschiedliche, wohldurchdachte sowie theoriegeleitete und praxisnahe Unterrichtsentwürfe zu vier verschiedenen Themen und fokussierten Differenzkategorien waren das Ergebnis des Workshops. Im Abschlussgespräch mit den Studierenden wurde einerseits der Bedarf solcher disziplinübergreifenden Veranstaltungen deutlich, da die Studierenden Schwierigkeiten bezüglich der Planung von Unterricht in (äußerst) heterogenen Lerngruppen aufwiesen. So problematisierten sie z.B. eine mögliche Diskriminierung von einzelnen Lernenden und fragten sich wiederkehrend in welchen Phasen eine Differenzierung möglich sei. Auch die didaktische Reduktion des Fachinhaltes vor dem Hintergrund der Differenzierung fiel schwer. Positiv empfanden die Teilnehmenden jedoch die multi-professionelle Teamarbeit sowie die Übertragbarkeit mancher Differenzierungsmodelle auf zukünftige Unterrichtsszenarien. Die Resultate und Wünsche der Studierenden sprechen im besonderen Maße für weiterführende und/oder vertiefende Veranstaltungen oder Praktika im Team-Teaching Modus.
Wir, Gabriele Blell und Jana Oldendörp, bedanken uns recht herzlich bei allen Mitwirkenden: Janka Blanckertz, Alexander Woltin, Alena Beck, Celina Albert, Julia Schulze und Saskia Heinsohn aus der Englischdidaktik, sowie bei Prof. Dr. Rolf Werning, Celina Diroll, Anita Sat, Esma Aglamaz und Franziska Schenk aus der Sonderpädagogik.